Ein Patentrezept gegen Einbrecher gibt es nicht. Sie sind häufig Beschaffungs- oder Gelegenheitstäter. Dauert ein Einbruchversuch länger als drei Minuten, lassen sie in den meisten Fällen von ihrem Vorhaben ab, da die Wahrscheinlichkeit steigt, entdeckt zu werden. Die richtige Sicherheitstechnik an Türen und Fenstern kann darum schon die meisten Taten vereiteln. Versicherungsbetriebswirtin Bettina Janik aus dem Unternehmensbereich Schaden gibt Hintergrundinformationen zu Tätergruppen und ihren Methoden, nennt nützliche vorbeugende Maßnahmen, Erkenntnisse der Polizei und was bei einem Einbruch versichert ist.

Während die Einbruchzahlen zwischen 2008 und 2015 kontinuierlich gestiegen sind, sinken sie seit dem Jahr 2016. Dies führt Wolfgang Weiler, Präsident des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), auf die erhöhte Vorsorge zurück. In den vergangenen Jahren wurde in bessere Sicherheitstechnik investiert, das zahle sich nun aus.
 

Wer sind die Täter?

Prinzipiell kann man zwischen den Spontan- und Gelegenheitstätern und den Profis unterscheiden. Während die Profis relativ selten ans Werk gehen, sind Spontan- und Gelegenheitstäter für 80 Prozent aller Einbrüche verantwortlich. Sie haben zwar die Absicht einzubrechen, doch kein bestimmtes Objekt als Ziel. Vielmehr nutzen sie spontan die Gelegenheit und möchten mit einfachem und leichtem Werkzeug schnell irgendwo rein- und wieder rauskommen.1

Nach den Erkenntnissen des Bundeskriminalamts (BKA) dominieren unter den ermittelten Tatverdächtigen deutsche Staatsangehörige und örtlich-regionale Täter. Oft seien sie bereits polizeibekannt und setzten sich größtenteils aus „älteren Gewohnheitstätern“, Banden von Jugendlichen und Heranwachsenden sowie Drogenkonsumenten, die durch Einbrüche ihre Rauschgiftsucht finanzierten, zusammen. Der Anteil von überregional und international agierenden Tatverdächtigen habe jedoch in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen. Das BKA bezeichnet sie als „reisende Täter“, die häufig aus Südost- und Osteuropa stammen.2
 

Wie gehen sie vor?

Um wirksame Gegenmaßnahmen ergreifen zu können, ist es wichtig, die Methoden der Einbrecher zu kennen und zu wissen, welche Schwachstellen es an Haus oder Wohnung gibt.3
 

Methode 1: Aufhebeln von Fenster oder Tür

Dies ist die beliebteste Einbruchsmethode. Leicht zu verstecken ist ein Schraubenzieher, vielleicht zudem ein kleiner Keil. Damit hebeln Einbrecher in Sekunden ungesicherte Fenster und Türen auf, fast ohne Beschädigung. Schnell rein, schnell raus und das völlig unauffällig – das ist die perfekte Methode für den Gelegenheitstäter.

Schutzmaßnahmen

  • Mechanische Sicherheitstechnik wie Pilzkopfzapfen und Aufschraubsicherungen; Bei der Pilzkopfverriegelung greifen die T-förmigen Zapfen beim Schließen des Fensters in die mit dem Rahmen verschraubten Stahlschließbleche, wodurch ein Aufhebelschutz entsteht.
  • Verstärkung/Austausch von Türblättern, spezielle Schließbleche, Sicherheitsschlösser, Zusatzsicherungen; Keller und Nebeneingangstür nicht vergessen!
  • Sicherung von Lichtschächten und deren Gitter/Roste

Methode 2: Durchstechen der Glasdichtung

Einbrecher durchstechen mit einem Schraubenzieher die Glasdichtung, um den Griff an Fenster oder Terrassentür zu erreichen. Können sie ihn bewegen, lassen sich Fenster oder Tür ganz leicht öffnen. Diese Methode stellt die Polizei derzeit relativ häufig fest.

Schutzmaßnahme

  •  Abschließbare Griffe an Fenstern und Terrassentür

Methode 3: Abbrechen der Profilzylinder

Um durch Türen ins Haus zu gelangen, brechen Einbrecher häufig den Profilzylinder ab und ziehen ihn heraus. Ist der Zylinder erst entfernt, können sie die Tür leicht öffnen.

Schutzmaßnahme

  • Innenverschraubte Schutzbeschläge

Methode 4: Glasdurchgriff

Der Einbrecher schlägt in der Nähe des Fenstergriffs oder des Terrassentürgriffs ein kleines Stück der Glasscheibe ein, um mit der Hand an den Griff zu kommen. Darüber kann er das Fenster dann ganz normal öffnen. Der Einbrecher kann sich dabei jedoch verletzen und so Blutspuren am Tatort zurücklassen. Zudem verursacht das Einschlagen der Scheibe Lärm, sodass das Entdeckungsrisiko steigt. Aus diesen Gründen stellt die Polizei bei weniger als zehn Prozent der Einbrüche diese Methode fest.

Schutzmaßnahmen

  • Abschließbare Fenstergriffe und gegebenenfalls einbruchhemmende Verglasung
  • Spezielle Sicherheitsfolien für Fensterscheiben; Eine fachgerechte Montage ist geboten, da die Folie auch unter der Glasleiste auf die gesamte Scheibe geklebt werden muss.

Methode 5: Flippermethode

Diese Methode kennen wir aus dem Fernsehen. Mit einer Kreditkarte, einer Flaschenscherbe oder ähnlichem wird versucht, die Falle im Türschloss zurückzudrücken, sodass die Tür aufspringt. Die Methode funktioniert dann, wenn die Tür nur ins Schloss gezogen und nicht abgeschlossen wurde.

Schutzmaßnahme

  • Tür abschließen

Methode 6: Glasdurchstieg

Ein Einbrecher schlägt nicht nur die Glasscheibe an einem Punkt ein, sondern entfernt das gesamte Glas aus dem Rahmen, sodass er durch das Fenster oder die Terrassentür eintreten kann. Diese Methode birgt ein hohes Verletzungs- und Entdeckungsrisiko für den Einbrecher – weniger als ein Prozent der Einbrüche werden daher auf diese Weise verübt.

Schutzmaßnahme

Aufgrund der geringen Wahrscheinlichkeit dieser Methode kann man auf eine explizite Sicherung dagegen verzichten. Möchte man dieses Restrisiko jedoch nicht eingehen, ist einbruchhemmende Verglasung das Mittel der Wahl.

 

Methode 7: Code 10 – Schlüsselschlagmethode

Die Schlüsselschlagmethode kennen viele aus Fernsehberichten, die uns zeigen wollen, wie der Einbrecher von heute vorgeht. Nach dieser Methode muss der Täter einen zum Profilzylinder der Tür passenden Schlüsselrohling und einiges an Fachwissen mitbringen, wenn er eine Tür erfolgreich öffnen will. Eine Methode, die für den Gelegenheitstäter viel zu kompliziert und daher äußerst selten ist.

 

Methode 8: Picking

Diese Methode wird gerne im Fern­sehen dargestellt, um deutlich zu machen, dass Einbrecher überall reinkommen. Doch das ist in weiten Teilen Fernsehmythos. Mit besonderem Picking-Werkzeug werden die Zuhaltestifte der Tür abgetastet, zurückgeschoben und die Tür geöffnet. Da man dafür eine spezielle, relativ teure Ausstattung benötigt, geht kaum ein Einbrecher auf diese Weise vor. Vielmehr nutzen Feuerwehr, Polizei und Schlüsseldienste diese Methode für Notöffnungen.

 

Methode 9: Einstieg über das Dach

Täter nutzen das Dach als Einstieg, wenn die Gelegenheit dafür günstig ist. Damit sind insbesondere Auf- und Abstiegsmöglichkeiten, gute Flucht­gelegenheiten oder eine besondere Beuteerwartung gemeint. Dachflächenfenster oder Gaubenfenster sollte man also nicht vernachlässigen und sie in ein gutes Sicherungskonzept einbe­ziehen.

 

Organisatorischer Einbruchschutz

Sicherheit kann nicht ausschließlich durch technische Systeme gewährleistet werden. Auch einfache Verhaltensweisen können die Sicherheit erhöhen. Sie sind gegebenenfalls im Versicherungsvertrag sogar vereinbart.

  • Türen und Fenster müssen nach Betriebs-/Geschäftsschluss ordnungsgemäß geschlossen werden. Zuständigkeiten/Kontrollaufgaben der Mitarbeitenden sind festzulegen.
  • Lassen Sie bei Türen mit Glasfüllung die Schlüssel nicht innen stecken.
  • Tauschen Sie bei verlorenen Schlüsseln die Schlösser aus.
  • Melden Sie bauliche Maßnahmen (Baugerüste etc.).
  • Überprüfen Sie regelmäßig, ob die vereinbarte Versicherungssumme noch ausreicht.

Die Polizei empfiehlt

Egal ob Neueinbau einbruchhemmender Elemente oder Nachrüstung von Sicherheitstechnik, hier drei polizeiliche Empfehlungen:4

1. DIN-Prüfung für Sicherheitstechnik
Achten Sie auf die Prüfung der Sicherheitstechnik nach der relevanten DIN-Norm.

2. Mechanik vor Elektronik
Mit mechanischer Sicherheitstechnik können bis zu 90 Prozent der Einbrüche verhindert werden. Sie sollte der Grundschutz sein, auf den man elektronische Sicherheitstechnik aufsatteln kann. Wichtig ist, dass die Nachrüstung für Fenster und Türen in ihrer Wirkung sinnvoll aufeinander abgestimmt ist.

3. Einbruchschutz vom Fachhandwerker
Lassen Sie die geprüfte Sicherheitstechnik von geschulten Fachhandwerkern einbauen. Denn der beste DIN-geprüfte Einbruchschutz nutzt nichts, wenn er falsch eingebaut wurde.
 

Was Sie nach einem Einbruch tun müssen

  • Jeder Einbruch muss der Polizei gemeldet werden.
  • Machen Sie Fotos vom Zustand des Schadenortes, von den Beschädigungen und den Einbruchspuren, auch wenn die Polizei Fotos gemacht hat.
  • Verändern Sie bis zum Eintreffen der Polizei nichts am Tatort, fassen Sie nichts an. So ist gewährleistet, dass wichtige Hinweise am Tatort von der Polizei sichergestellt werden können.
  • Wenn Schlüssel gestohlen wurden, sollten die betroffenen Schlösser der Außentüren umgehend ausgewechselt werden. Transponder oder elektronische Schlüsselkarten sollten sofort gesperrt werden.
  • Auch EC- oder Kreditkarten, Sparbücher und ähnliches lassen Sie bitte sofort sperren. Der Sperr-Notruf ist rund um die Uhr, auch an Wochenenden und Feiertagen, erreichbar: in Deutschland gebührenfrei unter 116 116.
  • Notmaßnahmen (zum Beispiel Notverglasung, Notreparatur des Türschlosses) können Sie sofort veranlassen.
  • Geben Sie der Polizei umgehend eine vollständige Stehlgutliste. Auf dieser führen Sie alle Dinge auf, die bei dem Einbruch gestohlen oder beschädigt worden sind. Beschreiben Sie die gestohlenen Gegenstände so gut wie möglich und teilen Sie die Gerätenummern mit.
  • Melden Sie der Ecclesia den Schaden; dafür übermitteln Sie uns eine Kopie der Stehlgutliste und Ihre Schadenfotos.
  • Heben Sie beschädigte Gegenstände so lange auf, bis mit der Versicherung alles geklärt ist. Gegebenenfalls schickt die Versicherung einen Gutachter, um die Schadenhöhe festzustellen.

Was ist versichert, was wird entschädigt?

Die Einbruchdiebstahlversicherung bietet Versicherungsschutz für versicherte Sachen, die durch Einbruchdiebstahl, Raub innerhalb eines Gebäudes oder Grundstücks, Raub auf Transportwegen oder Vandalismus nach einem Einbruch abhandenkommen, zerstört oder beschädigt werden. Darunter fallen gestohlene Gegenstände ebenso wie reparable Schadenfälle. Für die gestohlenen Gegenstände wird in der Regel der Wiederbeschaffungspreis von Sachen gleicher Art und Güte ersetzt.

Neben dem versicherten Inventar sind in der Regel auch die Kosten für die Beseitigung der Aufbruchschäden an Türen und Fenstern versichert.

Für Bargeld bestehen besondere Verschlussvorschriften. Diese wirken sich auch auf die Entschädigungshöhe aus. Bei größeren Bargeldmengen am Versicherungsort sollten Sie daher die Entschädigungshöhe prüfen.

Tipp: Bei Bürokassen sollte das Kassenbuch nie mit dem Bargeld in der Geldkassette aufbewahrt werden. PIN-Briefe müssen getrennt von Euro-Scheckkarten und Kreditkarten aufbewahrt werden.

Es handelt sich um einen Einbruchdiebstahl, wenn die Diebe sich gewaltsam Zutritt verschaffen müssen, um etwas zu stehlen. Wird jedoch etwas gestohlen, ohne dass der Dieb zuvor einen Einbruch verüben musste oder Gewalt gegen den Versicherungsnehmer oder Mitarbeitende angedroht oder angewendet hat, handelt es sich um einen sogenannten einfachen Diebstahl. Dieser ist nicht versichert. Auch für Trickdiebstähle besteht kein Versicherungsschutz.

Haben Sie Fragen zu Ihrem Versicherungsschutz? Sprechen Sie uns an.

Bettina Janik
bettina.janik@ecclesia-gruppe.de


Weitere Informationen zum Einbruchschutz und eine Liste beziehungsweise Suchfunktion für polizeiliche Beratungsstellen in Ihrer Nähe finden Sie unter https://www.zuhause-sicher.de/einbruchschutz/.

Zuhause sicher – Eine Initiative der Polizei
2  www.bka.de/DE/UnsereAufgaben/Deliktsbereiche/Wohnungseinbruchdiebstahl/wohnungseinbruchdiebstahl_node.html.
3 Zuhause sicher – Eine Initiative der Polizei/ Polizei Münster.
Zu Hause sicher – eine Initiative der Polizei