Ausgerechnet an Weihnachten 2018 ist in eine Kirche in Essen-Steele eingebrochen worden. Die Diebe nahmen die Kollekten der Weihnachtstage aus einem Tresor mit und stahlen außerdem eine Taufschale.

Immer wieder werden in der Presse Diebstähle aus Gotteshäusern gemeldet. Aber heißt das auch, dass Kirchen häufiger Ziel von Dieben sind als früher? Dazu hat der Informationsdienst Lutz Dettmer befragt, Leiter des Sachgebiets „Kirche“ bei der Ecclesia Gruppe.

Die Frage ist einfach gestellt, aber die Antwort ist längst nicht so pauschal zu geben. Grundsätzlich, so betont Lutz Dettmer, weist keine Statistik eine steigende Tendenz von Diebstählen aus Kirchen aus. Das liegt zum einen an der Erfassung dieser Diebstähle bei der Polizei. „Die Statistiken der Landeskriminalämter kennen keinen Unterschied zwischen Einbrüchen in Gemeindehäusern und Einbrüchen in Kirchen“, erläutert Lutz Dettmer. Aber auch die Erfahrungswerte der Schadensachbearbeiter in der Ecclesia Gruppe stützen seine Ansicht.


Kunstdiebstahl lohnt sich nicht

„Kunstdiebstähle aus Kirchen kommen selten vor“, berichtet Lutz Dettmer. Die Erkenntnisse der Polizei unterstreichen diese Aussage. So weist beispielsweise die Polizeiliche Kriminalitätsstatistik für Nordrhein-Westfalen einen leichten Rückgang der Diebstähle von Kunst, Antiquitäten oder Sakralgegenständen aus. Es gebe ohnehin viel sakrale Kunst auf dem Markt, sodass sich ein Diebstahl aus einer Kirche aus Sicht der Kriminellen nicht lohne, sagt Lutz Dettmer. Und nicht zuletzt seien mittlerweile viele wertvolle Gegenstände der Sakralkunst erfasst oder in kirchlichen Museen sicher untergebracht.

Kleineren Gemeinden rät der Experte der Ecclesia, sicherheitshalber genau zu überlegen, welche Kunst in der Kirche gelassen werden kann und welche nicht. Gegenstände, die im Gotteshaus bleiben, sollten „mechanisch“ gegen ein Entwenden gesichert werden. In manchen Kirchen sei es zudem unter Umständen sinnvoll, Ehrenamtliche als eine Art Aufsicht einzusetzen – in großen Kathedralen mit hohen Besucherzahlen wie dem Kölner Dom gibt es ohnehin Aufsichtsdienste. Ob man die sakrale Kunst explizit versichere, müsse sich jede Gemeinde gut überlegen. Lutz Dettmer: „Oftmals nutzt die finanzielle Erstattung nichts, weil es eher um den ideellen Wert und die sakrale Bedeutung des Gegenstands geht.“ Außerdem muss das von einer Versicherung erstattete Geld zurückgezahlt werden, wenn das Diebesgut wiederauftaucht.


Absicherung für „offene Kirchen“

Explizit auf Wunsch der kirchlichen Kunden hat die Ecclesia Gruppe aber ein Versicherungsprodukt geschaffen, um das Diebstahl- und Vandalismusrisiko für „offene Kirchen“ zu decken. Denn wenn es zu einem Diebstahl komme, dann wolle der Täter zumeist Geld aus Opferstöcken oder Kollekten erbeuten. Wobei Lutz Dettmer auch verdeutlicht, dass es regionale Unterschiede gibt: „In kirchenferneren Landstrichen kommen Diebstähle eher vor als in Gebieten, in denen die Kirche eine starke Position in der Gesellschaft hat.“

Vandalismusschäden an sakralen Gebäuden nähmen jedoch zu, so Lutz Dettmer. Immer noch haben Gemeinden mit Diebstählen von Gegenständen zu kämpfen, die außen an den Kirchen angebracht sind – Stichwort „Kupferklau“. So verschwanden im Februar laut Medienberichten kupferne Dachrinnen vom Schweriner Dom. „So lange die Rohstoffpreise hoch sind, wird es diesen Diebstahl geben“, sagt Lutz Dettmer. Eine Versicherung dagegen wäre so teuer, dass sie in den allermeisten Fällen wirtschaftlich nicht darzustellen sei.




Thorsten Engelhardt
thorsten.engelhardt@ecclesia-gruppe.de