Eine Reihe von Bränden in Krankenhäusern hat im Herbst die bundesdeutsche Öffentlichkeit beschäftigt. Zuletzt brannte es im Düsseldorfer Marienhospital, dabei wurde ein Mensch getötet, 72 weitere trugen Verletzungen davon. Häufen sich Brände in Krankenhäusern? Wenn ja, was kann dagegen getan werden? Um diese Fragen zu klären, haben wir Statistiken unserer Unternehmensgruppe in Bezug auf Sachschäden ausgewertet.

Die Makler unserer Unternehmensgruppe betreuen rund 60 Prozent der deutschen Krankenhäuser – auch im Schadenfall. 310 Feuerschäden in Krankenhäusern registrierte unsere Unternehmensgruppe im Jahr 2018. In den vergangenen 10 Jahren lag die Zahl jährlich bei rund 320 Feuerschäden in Krankenhäusern – somit lässt sich nicht von einer besonderen Häufung für 2018 sprechen.  Von 2009 bis 2018 belief sich der Schadenaufwand auf insgesamt 212 Millionen Euro, wobei zwei Großfeuer im Jahr 2014 und 2016 den Hauptanteil dieser Summe auf sich vereinen. Davon abgesehen liegt der Schadenaufwand unter 10 Millionen Euro pro Jahr. Setzt man Aufwand und Schadenzahl in Relation, spricht das eher für kleinere Schäden. Zudem liegt die Hauptlast des Schadens regelmäßig bei der Betriebsunterbrechung, weil das Krankenhaus nach einem Brandfall die betroffenen Räume in der Regel für eine gewisse Zeit nicht nutzen kann.
 

Brandstiftung häufige Ursache

Erstaunliches offenbart die Statistik zum Thema Brandursachen. 24 Prozent aller Brände lassen sich auf Überspannungsschäden nach Blitzschlag zurückführen, an zweiter Stelle folgt die vorsätzliche Brandstiftung (19 Prozent). Schaut man auf den Schadenaufwand, wird die besondere Rolle der vorsätzlichen Brandstiftung noch klarer: 51 Prozent des Schadenaufwandes gehen darauf zurück. Vorsätzliche Brandstiftung ist zudem ein Risiko, das nur schwer zu kalkulieren und zu beherrschen ist.
 

Brandschutzkonzepte sind Pflicht

Die Krankenhäuser wappnen sich dagegen mit Brandschutzkonzepten, sie sind heutzutage Standard bei allen Neu- oder Umbauten. Die Krankenhausträger sind dazu verpflichtet, solche Konzepte im Baugenehmigungsverfahren vorzulegen. Die Unterlagen beschreiben, wie der bauliche Brandschutz auszusehen hat, das heißt, welche Materialien verwendet werden dürfen, welche Türen eingebaut werden müssen etc. Ferner wird hier auch festgelegt, wie der technische Brandschutz (Brandmeldeanlagen, Rauchmelder usw.) auszusehen hat und wie der organisatorische Brandschutz beschaffen sein muss – beispielsweise, ob ein Brandschutzbeauftragter benötigt wird.
 

Die Sicht des Feuerwehrmanns und Risikoberaters

Insbesondere nach dem Brand im Düsseldorfer Marienhospital ist viel darüber diskutiert worden, ob in Krankenhäusern mehr für den vorbeugenden Brandschutz getan werden muss. Mit dieser Frage hat sich auch Frederik Meilwes beschäftigt, Risiko-Berater in der zu unserer Unternehmensgruppe gehörenden GRB Gesellschaft für Risiko-Beratung mbH und Gruppenführer bei der Feuerwehr. Krankenhäuser sind nach seiner Erfahrung sehr sichere Orte, in denen der Brandschutz hohe Bedeutung hat. Allerdings kann es sein, dass in Altbauten noch Nachholbedarf herrscht. Eine immer wiederkehrende Frage lautet: Gibt es ausreichend Sprinkleranlagen? Die Frage dabei ist aber: Ist der Zugewinn an Sicherheit durch einen – mit hohen Kosten verbundenen – Ausbau dieser Anlagen wirklich groß? Brandschutzexperte Meilwes: „In Versorgungstrakten, Kellern usw. können sie sinnvoll sein, in Patientenzimmern wiederum nicht. Denn Sprinkleranlagen bergen Risiken im Krankenhausbetrieb.“
 

Risiken von Sprinkleranlagen

  • Der feine Wassernebel kann Kurzschlüsse an medizinischen Geräten verursachen, die möglicherweise lebenserhaltende Maßnahmen steuern.
  • Bettlägerige Patienten können dem Wasserstrahl nicht aus eigener Kraft entkommen, die Evakuierungsbedingungen werden somit erschwert.
  • Nicht ausgeschaltet wird das hohe Risiko Rauch.
  • Fehlauslösungen (zum Beispiel durch handwerkliche Arbeiten in der Nähe) sind ein Problem.

Insgesamt empfiehlt Meilwes, die Alarm- und Einsatzpläne für Schadenlagen zu prüfen und aktuell zu halten. Außerdem sollten Rettungsaktionen und die richtige Reaktion in Krisenfällen dieser Art immer wieder geübt werden, um für den Ausnahmefall eines realen Feuers gewappnet zu sein.

Thorsten Engelhardt
thorsten.engelhardt@ecclesia-gruppe.de