Durchschnittlich tritt alle 30 Sekunden in Deutschland ein Leitungswasserschaden ein. In den Statistiken der Versicherer belegt diese Art Schäden damit regelmäßig Top-Platzierungen. Ursachen und Lösungsansätze stellt Andreas Iwanowicz vor, Experte für die Schadenverhütung.
 

Anders als bei Brandschäden, die sich spektakulär und deutlich sichtbar darstellen, entstehen Leitungswasserschäden häufig im Verborgenen und werden vielfach erst dann bemerkt, wenn bereits Fußboden- oder Wandflächen großflächig durchnässt sind und sich Schimmel gebildet hat. Oft sind die betroffenen Räume dann schon so schwer in Mitleidenschaft gezogen, dass sie komplett außer Betrieb genommen werden müssen. Wenn es sich um OP-Bereiche, Zentralküchen oder Wohnstationen in Heimen handelt, schließen sich monatelange Störungen im Betriebsablauf an. Am Ende sind die Folgen oft genauso schlimm wie bei Brandschäden. So hat unsere Unternehmensgruppe von 2013 bis 2018 allein im Gesundheitswesen insgesamt 160 Schadenfälle begleitet, die jeder für sich ein Volumen von mehr als 100.000 Euro hatten. In elf Fällen ging es um Millionenschäden.
 

Was sind die Ursachen?

Nach Angaben des Instituts für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer (IFS) sind Montagefehler bei der Installation die häufigste Schadenursache. Darin liegt der Grund, weshalb die Schäden zumeist an Verbindungsstellen im Leitungswassersystem entstehen. Press- und Klemmverbindungen sind hier insbesondere betroffen. Löt- und sonstige Verbindungen haben sich als wesentlich robuster erwiesen.

Innerhalb der Installationssysteme integrierte Geräte, Armaturen und Ventile stellen von der Anzahl her die nächstgrößere Gruppe der Schadenursachen. Ferner steigt die Zahl der Schadenfälle und -kosten auch dadurch an, dass immer mehr wasserführende Installationen pro Gebäude eingebaut werden.

Veraltete Leitungswasserinstallationen, an denen der Zahn der Zeit nagt, gehören ebenfalls zu den häufigen Ursachen für Leckageschäden. Betroffen sind insbesondere Kupferrohre, die meist durch Außenkorrosion durchrosten. Häufig werden auch Flexschläuche undicht, deren außenliegendes Metalldrahtgeflecht zum Beispiel von chlorhaltigen Reinigungsflüssigkeiten angegriffen wird und dann dem innenliegenden Gummischlauch oder Kunststoffrohr keinen Halt mehr gegen den normalen Leitungsdruck geben kann.

Unserer Erfahrung nach treten aber immer häufiger auch Großschäden in Neubauten auf, die sich in den ersten zwei Jahren nach Inbetriebnahme bemerkbar machen. Denn Kosten- und Termindruck bei den Bauarbeiten führen immer öfter dazu, dass die Installationsarbeiten fehlerhaft ausgeführt und/oder minderwertige Materialien verwendet werden.
 

Baulicher, technischer, organisatorischer Schutz

Die Prävention von Leitungswasserschäden besteht aus drei Faktoren: dem baulichen, dem technischen und dem organisatorischen Schutz. Zum baulichen Leitungswasserschutz gehört beispielsweise, dass Fußbodenabläufe nicht nur in Feucht-, sondern auch in Technikräumen wie dem Serverraum eingebaut werden. Wesentlich ist zudem, dass Fugen an Sockelkanten, Bodenbelägen, Fliesen und Duschwannen wirklich dicht sind, sodass an diesen Nahtstellen kein Wasser in das dahinterliegende Mauerwerk eindringen kann.

Der technische Schutz vor Leitungswasserschäden folgt seinerseits einem Dreiklang: der frühzeitigen Schadenerkennung, der automatischen Absperrung nachfließenden Wassers und der Alarmierung von Hilfskräften. 

Der organisatorische Schutz vor Leitungswasserschäden berücksichtigt insbesondere den Faktor Mensch. Denn Mitarbeitende beziehungsweise die beauftragten Handwerker sind letztlich dafür zuständig, die richtigen Rahmenbedingungen für den Leitungswasserschutz sicherzustellen. Das gilt für den ordnungsgemäßen Einbau der richtigen Materialien genauso wie für korrekte Reinigung und Wartung der Anlagen im Betrieb und die Sicherstellung einer Rufbereitschaft an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr.
 

Organisatorische Maßnahmen

... bei der Errichtung

  • die richtigen = zertifizierte Materialien verbauen
  • zugängliche Leitungen, zum Beispiel in Steigeschächten, mit Feuchtefühlern (Sensortechnik) ausstatten
  • Dichtheitsprüfungen dokumentieren
  • kurz vor Inbetriebnahme erstbefüllen und ausreichend spülen
  • Engpassbereiche/Flaschenhälse im Betriebsablauf adäquat absichern

... während des Betriebes

  • die Anlage, zum Beispiel die (Fein-)Filter, regelmäßig reinigen und warten
  • Spülprogramme sicherstellen
  • den Druck der Heizung überwachen
  • die Betriebstemperatur des Warmwassersystems prüfen
  • die Fugen warten
  • regelmäßig Sichtprüfungen (möglichst auch bei innenliegenden Regenfallrohren) durchführen
  • anlagenverträgliche Reinigungsverfahren anwenden, zum Beispiel auf Chlorspülungen und -reinigungen verzichten

... bei einer Schadenmeldung

  • die Rufbereitschaft rund um die Uhr an jedem Tag der Woche (24/7)
    sicherstellen

Andreas Iwanowicz
andreas.iwanowicz@ecclesia-gruppe.de