Tsunami, Erdbeben oder Hochwasser: Naturkatastrophen können uns überall auf dem Erdball begegnen. Allerdings gibt es Gebiete, in denen derartige Gefahren häufiger vorkommen. Mit welchen Risiken müssen sich die Verantwortlichen eines Unternehmens beschäftigen, wenn sie Mitarbeitende auf Reisen schicken oder für längere Zeit ins Ausland abordnen? Beziehungs­weise: Worauf sollte man selbst achten, wenn man eine Reise in eine Region plant, in der eher Naturkatastrophen vorkommen als zum Beispiel in der Lüneburger Heide? Friedrich Christian Haas ist Geschäftsführer der Firma AKE SKABE GmbH, die sich mit Sicherheitsfragen professionell beschäftigt und Personen auf Arbeitseinsätze und Geschäftsreisen im Ausland vorbereitet. Er erklärt, warum es wichtig ist, eine Risikoanalyse vorzunehmen und darauf aufbauend passende Sicherheitskonzepte für die Mitarbeitenden auszuarbeiten. Denn durch eine gute Vorbereitung und geeignete Präventionsmaßnahmen können Schäden und somit auch Reputationsschäden minimiert werden.

„Es gibt vier Hauptthemen, mit denen sich die Unternehmensverantwortlichen und Mitarbeitenden vor der Versendung beschäftigen sollten. Dabei geht es um die Gesundheit, den Arbeitsschutz, Umweltrisiken und die Sicherheit. Von diesen Themen sind allerdings das Gesundheitsthema und die Naturkatastrophen diejenigen, mit denen Geschäftsreisende am häufigsten konfrontiert sind“, erläutert Friedrich Christian Haas. Bevor die Mitarbeitenden ihren Zielort erreichen, sollten sie sich umfassend über allgemeine Regeln im Alltag informieren und gegebenenfalls Antworten auf Fragen haben wie: Was tue ich bei einem Erdbeben oder Tsunami? Aber auch das Unternehmen hat die Fürsorgepflicht, die Mitarbeitenden über die Risiken aufzuklären, denen sie unter Umständen ausgesetzt sind, und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, um kritische Situationen zu meistern.

Umgebung erkunden

Friedrich Christian Haas empfiehlt, sich mit der neuen Umgebung und den örtlichen Gefahren und Rettungswegen vertraut zu machen, sobald der Zielort erreicht wurde. „Die Mitarbeitenden müssen sich ausreichend auf die Gefahren vorbereiten und sollten Präventionsmaßnahmen ergreifen“, erklärt der Experte für Sicherheitsfragen bei Auslandstätigkeiten. Das gilt ganz besonders auch für mitreisende Familien­angehörige, insbesondere für Kinder. Dazu gehört auch, beispielsweise die entsprechenden Schilder für eine Apotheke, eine Arztpraxis oder ein Krankenhaus zu kennen, um sich orientieren zu können. „Hilfreich kann es auch sein, sich mit den Nachbarn am Ort auszutauschen und sie nach den Präventionsmaßnahmen zu fragen“, sagt Friedrich Christian Haas. Auch das Wissen um einen Arzt in der Nachbarschaft ist hilfreich, wenn durch einen Sturm oder ein Erdbeben die Anfahrtswege für einen Krankenwagen unpassierbar sind.

Präventionsmaßnahmen kennen

Friedrich Christian Haas verdeutlich das am Beispiel eines Tsunami gefährdeten Gebietes. In solchen Regionen haben die zuständigen Behörden meist umfangreiche Maßnahmen installiert. Zum Beispiel sind die Rettungswege am Strand, die bei einem Tsunami die Fluchtwege aufzeigen, ausgeschildert. Diese sollten die Entsendeten für den Notfall kennen. In einem Tsunami gefährdeten Gebiet sollten Frühwarn­systeme genutzt werden, wie beispielsweise Apps.

Sollte infolge einer Naturkatastrophe der Strom ausfallen und das Handynetz zusammenbrechen, hilft nur ein Sa­tellitentelefon, um noch Kontakt zur ­Außenwelt zu haben. „Besonders in einer bedrohlichen Situation, über die zum Beispiel auch in den Medien berichtet wird, sind die Angehörigen besorgt, wenn sie keine Nachricht von ihren Verwandten im Ausland erhalten“, weiß Friedrich Christian Haas. In diesem Fall kann auch das Unternehmen im Heimatland unterstützen. Die Verantwortlichen in Deutschland können Ansprechpartner für die Angehörigen sein.

Hilfe zur Selbsthilfe: die erweiterte Reiseapotheke

In vielen Ländern ist das Rettungssystem nicht so umfassend ausgebaut wie wir es aus Deutschland gewohnt sind. Damit sich die Betroffenen vor Ort selbst helfen können bis professionelle Hilfe eintrifft, sollte eine erweiterte Reise­apotheke vorhanden sein. Um bei einer Verletzung selbstständig tätig zu werden, ist eine aktuelle Erste-­Hilfe-Ausbildung wichtig. „Dieses Training halte ich für sinnvoll, denn viele Mitarbeitende haben häufig das letzte Mal für die Führerscheinprüfung einen­ ­Erste-Hilfe-Kursus besucht“, berichtet Friedrich Christian Haas. Für das Ausland können noch erweiterte Kenntnisse notwendig sein, wie zum Beispiel das Abbinden einer starken Blutung. „Kommt es zu einer Naturkatastrophe, die die Infrastruktur zeitweise lahmlegt, müssen Verletzungen so gut es geht eigenständig behandelt werden. Dafür sollten die Entsendeten spezielle Ausrüstung und Kenntnisse haben“, erklärt der Experte.

Im Ernstfall alles dabei

Bei Aufenthalten in einem von Natur­ereignissen gefährdeten Land kann eine gepackte Notfalltasche hilfreich sein. Zum Beispiel, wenn bei einem Erdbeben das Haus fluchtartig verlassen werden muss, bleibt keine Zeit, die wichtigsten Utensilien zusammenzu­suchen. In dieser Tasche sollten auf jeden Fall die wichtigsten Dokumente enthalten sein. Weitere Gegenstände können nach Notwendigkeit eingepackt werden.

 


WAS GEHÖRT IN DIE TASCHE FÜR DEN NOTFALL?

Nicht nur im Ausland kann eine Notfalltasche sinnvoll sein. Auch in Deutschland kann der Strom ausfallen oder ein Hochwasser eine schnelle Flucht erfordern – wie 2021 in Teilen Nordrhein-Westfalens und von Rheinland-Pfalz.

Doch was gehört in einen solchen Notfallkoffer? „Ich empfehle eine Grundbasis anzulegen, zum Beispiel mit wärmender Kleidung, festen ­Schuhen, Taschenlampe, Powerbank, Bargeld, Notvorräten und den wichtig­sten Papieren. Jeder sollte dabei nach Maß entscheiden, was für ihn oder sie wichtig ist“, sagt Manuel Gruben­becher, ebenfalls Geschäftsführer der AKE SKABE GmbH.

Erste Informationen über die Gefahren in einzelnen Ländern bietet das Auswärtige Amt. Erste Hilfe-Trainings können über die örtlichen Hilfsorganisationen gebucht werden.

Komplette Trainings bietet neben anderen auch das Unternehmen AKE SKABE GmbH an. In ­diesen Schul­ungen werden Geschäftsreisende und Entsendete gezielt auf mögliche Herausforderungen und Risiken vorbereitet.