Sepsis rechtzeitig erkennen, behandeln und Menschenleben retten

Anfangs ist es meist nur eine kleine Verletzung, aber dann infiziert sich die Wunde. Im Volksmund auch als „Blutvergiftung“ bezeichnet, ist die Sepsis die schwerste Verlaufsform einer Infektion. Die köpereigenen Abwehrmechanismen versagen. Dr. Peter Gausmann, Geschäftsführer der GRB Gesellschaft für Risiko-Beratung und Experte für Patientensicherheit sowie klinisches Risikomanagement erklärt, wie wichtig das frühzeitige Erkennen und Behandeln einer Sepsis ist.

„Die Sepsis ist eine Erkrankung, die in der Bevölkerung leider häufig unterschätzt wird“, sagt Dr. Peter Gausmann. Viele Betroffene erkranken daran außerhalb des Krankenhauses und kennen die Frühsymptome nicht, die auf eine Sepsis hinweisen können. In Deutschland bekommen rund 230.000 Menschen pro Jahr eine Sepsis. Davon sterben mindestens 75.000 Personen, womit dies die dritthäufigste Todesursache ist. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Erkrankung 2017 als eine globale Bedrohung eingestuft. Daraufhin wurde in einer WHO-Resolution darauf hingewiesen, dass eine Notwendigkeit bestehe, die Maßnahmen zur Prävention, Diagnose und zum Behandeln einer Sepsis zu verbessern. 


Die verkannte Gefahr

„Die Sepsis ist ein lebensbedrohlicher medizinischer Notfall und stellt die schwerwiegendste Komplikation einer Infektion dar“, erklärt der Experte für Patientensicherheit. „Aus diesem Grund muss die Bevölkerung dafür sensibilisiert werden. Außerdem sollte dieses Thema in der Aus- und Weiterbildung einen hohen Stellenwert haben.“ 

Um betroffene Patientinnen und Patienten angemessen behandeln zu können, müssen Ärztinnen und Ärzte eine Sepsis frühzeitig diagnostizieren. Dafür können in Krankenhäusern strukturierte Screenings mit einer Dokumentation etabliert werden. Liegt dann eine Sepsis vor, sollten sofort Maßnahmen ergriffen werden. Ist die oder der Betroffene noch nicht im Krankenhaus, dann ist eine Notfalleinweisung mit einer Notärztin oder einem Notarzt notwendig.  


Symptome einer Sepsis

Grundsätzlich fühlen sich die Patientinnen oder Patienten schwer erkrankt oder haben starke Schmerzen – sie haben ein nie zuvor gekanntes Krankheitsgefühl. Folgende Symptome können ­auftreten, dabei muss nur ein ­Kriterium erfüllt sein: 

  • Bewusstseinseintrübung oder neu auftretende Verwirrtheit
  • Marmorierte blasse Haut
  • Erhöhte oder zu niedrige Atemfrequenz
  • Die Körpertemperatur ist unnormal hoch oder niedrig
  • Die Pulsfrequenz ist stark erhöht oder deutlich zu niedrig 


Wer ist betroffen?

Zwar kann die Sepsis jeden treffen, aber es gibt Patientinnen und Patienten mit einem erhöhten Risiko. Zu dieser Kategorie gehören ältere Menschen ab 65 Jahren, Personen mit einem geschwächten Immunsystem, Implantatträger, Unterernährte und Alkoholabhängige. 


Sepsis erkennen

Der betroffene Patient wird im Krankenhaus triagiert und umgehend untersucht. Zudem überprüft das medizinische Personal die Entzündungsparameter im Blut, nimmt einen Abstrich von der Wunde und verabreicht unverzüglich ein Antibiotikum. „In diesem Fall müssen Diagnostik und Therapie gleichzeitig ablaufen“, sagt Dr. Peter Gausmann. Das frühzeitige Erkennen und Behandeln sowie die Etablierung von Screenings und Präventionsmaßnahmen kann die Sterblichkeit erheblich reduzieren. Ein Pluspunkt ist, dass es mittlerweile schon KI-gestützte Systeme gibt, die eine Sepsis bereits vor dem Ausbruch erkennen können.


Kampagne: 
#DeutschlandErkenntSepsis
Weitere Informationen zum Thema ­Sepsis finden Sie auf der Webseite des Aktionsbündnis Patientensicherheit. Hier stehen auch Handlungsempfehlungen zur Verfügung: https://www.aps-ev.de/hempfehlungen/sepsis-personal/