Setzungsrisse im Treppenhaus, viele Setzungsrisse. Damit sah sich eine Kirchengemeinde im Jahr 2019 plötzlich in ihrer Kirche konfrontiert. Das Gebäude war nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut worden, und nun drohten hohe Sanierungskosten. Oder womöglich sogar der Abriss. Stephan Scharf, Leiter der Schadenabteilung Kirche, berichtet von der innovativen Lösung zur Rettung des Gebäudes.

Schadenursache eindeutig

Die Kirchengemeinde rief den Ecclesia-Schadenservice an, und ein Kollege vereinbarte sofort einen Ortstermin. Durch eine Kamerabefahrung stellte sich heraus: Die Abwasserrohre außerhalb des Gebäudes, die im Jahr 1959 verlegt worden waren, wiesen Schäden auf. Dadurch war seit längerer Zeit eine Menge Abwasser ausgetreten. Um herauszufinden, ob die Setzungsrisse im Zusammenhang mit dem Wasseraustritt stehen, wurde ein Bodengutachter hinzugezogen. Dieser stellte eine Unterspülung des Gebäudes fest. Somit war klar: Rohrbruch und Wasser­austritt sind Verursacher für die Setzung des Gebäudes.

Im Regelfall sind derartige Schäden nicht versichert. Die speziellen Deckungskonzepte der Ecclesia für Kirche sehen jedoch eine Mitversicherung von Ableitungsrohren der Wasserversorgung auch außerhalb des Gebäudes, jedoch immer noch auf dem Versicherungsgrundstück vor.

Ist das Kirchgebäude zu retten?

Die große Frage lautete nun: Wie kann das Gebäude gerettet werden? Der Gründungsboden unterhalb der Kirche bestand aus Ton, der durch den Wasseraustritt so geschädigt war, dass er das Bauwerk nicht mehr dauerhaft würde tragen können. Umfangreiche Ausgrabungen rund um die Kirche, um den Boden mit Beton zu verpressen, wären riskant und sehr teuer geworden. Danach hätte zusätzlich der Innenraum umfangreich saniert werden müssen. Was tun?

Die Lösung: Harz – mit zwei großen Vorteilen

Die Kirchengemeinde entschloss sich letztlich zu einem eher unbekannten Verfahren, der Harz-Injektion. Hierbei wurden in einem Abstand von knapp einem Meter 16 Millimeter große Löcher von außen und innen unter das Gebäude gebohrt. Mit Injektionslanzen werden dann in einer Tiefe von zwei bis vier Metern Harze aus Polyurethan (PUR) in den Boden gespritzt, die sich ausdehnen (Expansionsharze).

Das Harz härtet im Boden schnell aus und stabilisiert den Untergrund dauerhaft. Durch den im Gegensatz zur Betonverpressung geringen Aufwand ist dieses Verfahren preislich interessant. Im Unterschied zum klassischen Verpressen mit Beton bietet die Harz-Injektion ergänzend den Vorteil, dass – vorsichtig dosiert – das Gebäude wieder angehoben wird. Im konkreten Fall führte dies dazu, dass sich die massiven Setzungsrisse auf Haarrissbreite verkleinerten. Somit konnten die Risse im Treppenhaus durch einen Maler abgedeckt und überstrichen werden; eine aufwendige Rissverpressung im Innenraum war damit hinfällig.

Für die Gemeinde und ihr Kirchgebäude bedeutete das zunächst einen großen Schrecken, der aber ein gutes Ende hatte.

Wie steht es um die Ableitungsrohre Ihrer Wasserversorgung? Sind die auch außerhalb des Gebäudes versichert? Möchten Sie zu neuen Lösungs­möglichkeiten im Schadenfall informiert werden? Wir sind gerne Ihr Ansprechpartner.

Stephan Scharf
stephan.scharf@ecclesia.de