Vor dem Hintergrund der Klimadebatte und der Abhängigkeit von russischem Gas und Öl denken immer mehr Privatpersonen, Unternehmen und Institutionen darüber nach, selbst mehr zu einem anderen Energie-Erzeugungsmix beizutragen und die eigene Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren. Photovoltaik-Anlagen (PV) auf dem Dach sind eine Option. Die Sachversicherungsexperten Dirk Beist und Henning Kuik schildern, worauf es dabei aus der versicherungstechnischen Perspektive ankommt.

Photovoltaik-Anlagen sind bestimmten Risiken besonders exponiert ausgesetzt. Feuer, Sturm, Überspannungsschäden und Schneedruck sind wesentliche Schadenursachen. Daneben gibt es weitere Risikothemen, zum Beispiel falsche statische Berechnungen, unzureichende Trägerelemente und Befestigungen, Montagefehler oder Schäden an der Dachhaut und der Dampfsperre durch den Aufbau von PV-Modulen. Daher empfiehlt sich immer, Fachbetriebe mit dem Aufbau solcher Anlagen zu beauftragen und komplexe Installationen von Sachverständigen abnehmen zu lassen. Die Statik sollte Extremsituationen durch Sturm und Schneelast berücksichtigen.

Feuerwehr muss bei einem Brand informiert sein

Besonderes Augenmerk muss dem Thema Brand- und Blitzschutz gewidmet werden. Kommt es zu einem Brand, erschwert eine PV-Anlage die Löscharbeiten und stellt für die Feuerwehrleute eine erhebliche Gefahrenquelle dar. Denn in einer solchen Anlage wird Hochspannungsgleichstrom erzeugt, der bei einem Stromschlag tödliche Verletzungen hervorrufen kann. Daher ist es für die Feuerwehr wichtig, die Sonnenkollektoren mit einem Griff abschalten zu können. Ein entsprechender Schutzschalter erleichtert den Brandschützern die Arbeit im Fall des Falles. Aber die einzelnen Module produzieren weiterhin Strom. Daher sollte die Feuerwehr bei einem Einsatz darauf hingewiesen werden, dass eine PV-Anlage installiert ist. Dann können die Einsatzkräfte entsprechende Löschtaktiken anwenden, die das ­Risiko für sie handhabbar werden lassen. Moderne Anlagen werden gleich mit entsprechenden Beschilderungen angebracht.

Die Gefahr durch Blitzeinschlag sowie Überspannungsschäden durch Einschläge in der Nähe sollten bei der ­Installation der Anlage ebenfalls mit­bedacht und gegebenenfalls ent­sprechend abgesichert werden.

 

Versicherungsmarkt stellt aus­reichend Kapazität zur Verfügung 

Grundsätzlich bestehe kein Problem, risikoadäquaten Versicherungsschutz für Photovoltaikanlagen zu erhalten, bestätigen Dirk Beist und Henning Kuik. Kunden aus dem Gesundheitswesen und der Sozialwirtschaft profitieren dabei zusätzlich von speziellen Rahmenabkommen, die unsere Unternehmensgruppe mit Risikoträgern abgeschlossen hat.

Der absolut notwendige Grundversicherungsschutz für eine Photovoltaikanlage besteht in der Sachschadendeckung für Schäden durch Feuer, Sturm/Hagel und Elementargefahren. Damit Unterversicherungen vermieden werden, ist es wichtig, die Montage einer PV-Anlage auf dem Dach bei unserer Unternehmensgruppe anzuzeigen. Dann wird der Wert der Anlage dem Gebäudewert hinzugefügt. Das gilt auch, wenn die Anlage gar nicht im Auftrag des Gebäudeeigentümers, sondern zum Beispiel auf Veranlassung der örtlichen Stadtwerke installiert wird und er nur die Fläche dafür zur Verfügung stellt und sich vertraglich verpflichtet hat, den Sach-Versicherungsschutz zu besorgen.

Gemeinsam mit der Kundenbetreuerin oder dem Kundenbetreuer in unserer Unternehmensgruppe kann dann auch erörtert werden, ob der Spezial-Versicherungsschutz für Photovoltaikanlagen abgeschlossen werden sollte. Es handelt sich dabei um eine Allgefahrendeckung. „In der Regel empfehlen wir unseren Mandantinnen und Mandanten den Abschluss dieser Photovoltaik-Versicherung“, erläutert Dirk Beist. Denn darin ist auch eine Betriebsunterbrechungsversicherung enthalten, die besonders wichtig werden kann, wenn die Anlage stillsteht. Schließlich handelt es sich bei Photovoltaik nicht um Liebhaberei, sondern um ein Investment, das Erträge bringen soll und muss.

 


Laut Bundesverband Solarwirtschaft sind in Deutschland mittlerweile zwei Millionen Photovoltaikanlagen installiert worden.

Seit 2018 steigen die Zubauraten wieder an, es werden jährlich mehr Solarmodule auf Dächern verbaut. Allerdings sind die besonders hohen Zuwächse der Jahre 2010 bis 2012 noch nicht wieder erreicht worden, berichtet das Fraunhofer Institut.

Die Stromproduktion steigt aber an: 2021 wurden nach Angaben des Bundesverbands Energie- und Wasserwirtschaft 51 Milliarden ­Kilowattstunden Strom aus Photovoltaikanlagen erzeugt. Das entspricht 8,8 Prozent der gesamten in Deutschland erzeugten Strommenge.