Besonders in der dunklen Jahreszeit nutzen Einbrecher die Möglichkeit, im Schatten der Dunkelheit unterwegs zu sein. Franka Kligge aus dem Unternehmensbereich Schaden hat das Risiko von Einbrüchen im Bereich der Sozialwirtschaft untersucht und gibt Hinweise, wie sich Einrichtungen davor schützen können. 

Ein Blick in die Polizeiliche Kriminalstatistik des Bundeskriminalamts zeigt, dass 2022 insgesamt 5,63 Millionen Straftaten erfasst wurden. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Anstieg um 11,5 Prozent und damit der höchste Wert seit 2017. Vor allem bei Wohnungseinbrüchen ist ein überproportionaler Anstieg zum Vorjahr zu erkennen (21,5 Prozent). Während der Corona-Pandemie waren die Einbruchszahlen aufgrund von Homeoffice- und Homeschooling-Aktivitäten zurückgegangen. Aktuell arbeiten nach wie vor viele Menschen von Zuhause, sodass das Entdeckungsrisiko für Einbrecher eigentlich erhöht sein müsste. Die organisierte Kriminalität hat sich aber offenbar auf die geänderten Rahmenbedingungen eingestellt, was sich in der erhöhten Diebstahlkriminalität widerspiegelt.1  
 

Vermehrte Einbrüche haben Auswirkungen auf die Versicherungsprämie

Die Anzahl von Einbruchdiebstählen ist ein sehr relevanter Faktor in der Sachversicherung. Die Zahlen der Ecclesia Gruppe belegen, dass es insbesondere auch Einbruchdiebstahlschäden sind, die zu einer hohen Basisschadenlast führen. In der Inventarversicherung von Kunden der Sozialwirtschaft sind beispielweise 70 Prozent der Schäden auf Einbruchdiebstahl zurückzuführen. Zudem ist seit einigen Jahren eine durchschnittliche Schadenkostensteigerung von 3,6 Prozent bei Einbruchdiebstahlschäden zu erkennen, welche sich zum Teil auch in den steigenden Prämiensätzen wiederfindet. Alternativ werden auch häufiger Selbstbehaltsmodelle, bedingt durch die hohe Schadenfrequenz, vereinbart. Die hier ausgewerteten Daten der Ecclesia Gruppe beziehen sich zwar auf Kunden der Sozialwirtschaft, die beschriebenen Entwicklungen finden sich jedoch in der gesamten Versicherungsbranche wieder, wie die Auswertungen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) im Vergleich zeigen.2  

Auch wenn es sich bei Einbruchdiebstahlschäden oft um sogenannte Frequenzschäden, also Schäden mit einem Aufwand bis 10.000 Euro handelt, können Einbrüche sehr teuer werden. Der bislang teuerste, bei der Ecclesia Gruppe bekannte Einbruchdiebstahlschaden in der Sozialwirtschaft liegt bei einem Aufwand von 400.000 Euro. 

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ist die Dachorganisation der privaten Versicherungsunternehmen in Deutschland und vertritt deren Interessen gegenüber der Politik und der Öffentlichkeit. Darüber hinaus erstellt der GDV für viele Sparten Musterbedingungen und befasst sich mit aktuellen Themen in der Versicherungswirtschaft. 
 

Tiefergehende Datenanalysen durch professionelle Schadenbegleitung bei Einbruchdiebstählen 

Die Ecclesia Gruppe ist Deutschlands größter Versicherungsmakler für Unternehmen und Institutionen und unter anderem spezialisiert auf Kunden der Sozialwirtschaft. Mit rund 27.000 betreuten freigemeinnützigen, öffentlichen und privaten Einrichtungen hat die Gruppe einen Marktanteil von rund 60 Prozent im Bereich der Altenpflege beziehungsweise 75 Prozent im Bereich der Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Durch die systematische Begleitung und strukturierte Erfassung der Schadenfälle unserer Kunden werden jeden Tag neue Erfahrungen gesammelt und die Daten können beispielsweise zu Präventionszwecken eingesetzt werden. So wurden die Daten von Einbruchdiebstahlschäden in der Sozialwirtschaft im Zeitraum von 2002 bis 2022 genauer analysiert.
 

Stark betroffen: Werkstätten für Menschen mit Behinderung, Heime und Vereine

Mehr als die Hälfte aller Einbruchdiebstahlschäden in der Sozialwirtschaft tritt in Werkstätten für Menschen mit Behinderung, Heimen oder Vereinen auf. Im Auswertungszeitraum wurden mehr als 23.000 gemeldete Einbruchdiebstahlschäden in Unternehmen der Sozialwirtschaft verzeichnet. Davon ist der Großteil mit 53 Prozent in Werkstätten für Menschen mit Behinderung, Heimen (hierzu zählen zum Beispiel Wohngruppen, Freizeit- und Kurheime) oder Vereinen (beispielsweise Sport-, Betreuungs- oder sonstige eingetragene Vereine) aufgetreten. 30 Prozent wurden in Einrichtungen zur Kinder- und Jugendbetreuung gemeldet. Weitere zwölf Prozent der Schäden entfallen auf den Bereich der Alten- und Pflegeheime und fünf Prozent auf sonstige Räumlichkeiten, wie zum Beispiel Hotels oder Dienstleistungsbetriebe. 

Die Anzahl an Einbruchdiebstählen bei den Kunden der Ecclesia Gruppe ist seit 2010 kontinuierlich gesunken. Auch während der Corona-Pandemie ist nochmals ein starker Rückgang der gemeldeten Einbruchdiebstähle zu erkennen. Im Jahr 2022 hat die Anzahl der gemeldeten Schäden im Gegensatz zum Vorjahr erstmals wieder zugenommen, ist dennoch deutlich geringer als in 2010. Auffällig ist ferner der durchschnittliche Schadenaufwand, denn dieser nimmt tendenziell zu. 

Ein Blick auf die regionale Verteilung der Schäden in Deutschland lohnt sich. Denn nicht jede Region oder Stadt ist gleich gefährdet, wenn es um Einbrüche geht. Um die regionale Verteilung der Schäden sichtbar zu machen, wurde die Schadenanzahl für die einzelnen Postleitzahlgebiete in ganz Deutschland auf der nachfolgenden Karte eingetragen:

 

In der Zone 1 (hellblau) ist die Anzahl der gemeldeten und im Rahmen eines Versicherungsvertrags bearbeiteten Einbruchdiebstahlschäden am geringsten und in Zone 4 (dunkelblau) am höchsten. 

Anmerkung: Die weißen Bereiche der Karte stellen Zonen mit zu geringer Datenmenge dar, sodass keine statistisch relevante Aussage möglich ist.

Insbesondere in den Großstädten und Regionen um Bremen, Hamburg, Berlin, Aachen, Frankfurt am Main und dem Ruhrgebiet sind in der Vergangenheit bei den Kunden der Sozialwirtschaft Einbrüche eingetreten. Dies deckt sich im Großteil mit den Ergebnissen des GDV.

Die Einteilung des GDV bezogen auf die Schadenhäufigkeiten bei Einbruchdiebstählen im Allgemeinen und bei den sozialwirtschaftlichen Einrichtungen ist vielerorts tendenziell ähnlich. So ist die Schadenfrequenz vor allem in Großstädten und Ballungsgebieten wie Berlin, Hannover, Bremen, Hamburg, Frankfurt oder dem Ruhrgebiet sehr hoch. Im Süden Deutschlands wird die Schadenlast in beiden Modellen als eher gering eingestuft.

Abweichungen lassen sich vor allem in Mitteldeutschland, Sachsen und Schleswig-Holstein erkennen. Hier ist die Schadenfrequenz bei Unternehmen der Sozialwirtschaft aus unserem Datenbestand höher als bei den vom GDV erfassten Daten. Diese Unterschiede können unter anderem daraus resultieren, dass die GDV-Daten in dieser Statistik vorrangig auf einen großen Datensatz von privaten Hausratversicherungen zurückgreift. Die Ecclesia Gruppe hat im Gegensatz dazu einen deutlichen Fokus auf Unternehmen, Einrichtungen und Institutionen, deren Einbruchdiebstahlrisiko im Vergleich zu privaten Haushalten anders ausfallen könnte.

Wie verschaffen sich die Täter Zugang? 

Fast 75 Prozent aller untersuchten Einbruchdiebstähle lassen sich auf zwei Schadenursachen zurückführen: 

Die häufigste Schadenursache bei Einbruchdiebstählen der Kunden der Sozialwirtschaft ist das Aufhebeln von Türen oder Fenstern (53 Prozent). Innerhalb weniger Sekunden können ungesicherte Türen oder Fenster sehr unauffällig und leise aufgebrochen werden. Neben dem Aufhebeln ist auch der Flächendurchbruch, zum Beispiel das Zerschlagen von Scheiben, eine beliebte Methode und ist mit 21 Prozent die zweithäufigste Ursache. Die beiden Methoden sind nicht aufwendig und daher auch bei Gelegenheitstätern sehr beliebt. Diese Tätergruppe ist im Gegensatz zu den organisierten „Profis“ für 80 Prozent aller Einbrüche verantwortlich.3
 

Schutz vor Einbruch: Das können Sie tun!

Geeignete Präventionsmaßnahmen können das Eindringen von Tätern verhindern und schützen vor unmittelbaren wirtschaftlichen Schäden. 

Zum einen können Türen und Fenster durch einbruchhemmende Modelle ersetzt oder auch nachgerüstet werden. Abschließbare Fenstergriffe und Sicherheitsschlösser an Türen beispielsweise verhindern ein einfaches Öffnen. Diese mechanische Sicherheitstechnik sollte jedoch immer der relevanten DIN-Norm entsprechen und durch geschulte Fachhandwerkerinnen und Fachhandwerker eingesetzt werden. 

Aber auch ein risikobewusstes Verhalten kann den Tätern den Zugang zu Gebäuden erschweren und ist weniger kostenintensiv. Die Mitarbeitenden sollten darauf achten, bei Dienstschluss alle Fenster zu schließen, Türen auch abzuschließen und nicht nur zuzuziehen sowie innensteckende Schlüssel aus Schlössern abzuziehen, vor allem, wenn die Türen eine Glasfüllung haben. 

Um Täter abzuschrecken, können auch Schilder gut sichtbar angebracht werden, die darauf hinweisen, dass der Bereich alarmgeschützt und/oder videoüberwacht ist.

Sie möchten das Einbruchdiebstahlrisiko Ihres Betriebes genauer untersuchen? Sprechen Sie einfach Ihre Kundenberaterin oder Ihren Kundenberater an. Gern analysieren wir die Einbruchdiebstahlschäden Ihres Betriebes genauer und beraten Sie zu möglichen Präventionsmaßnahmen. 


Franka Kligge
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