Anfang dieses Jahres ist Ecclesia Mobility an den Start gegangen. Die Verantwortung des Geschäftsbereichs hat Johanna Brinkmann übernommen, die „ganz nebenbei“ auch noch Mutter eines sechs Monate alten Sohnes ist. Wie sie es geschafft hat, Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen, welche Herausforderungen sie dabei zu meistern hat und mit welchen Denkweisen sie dabei konfrontiert wird, erzählt uns die junge Mutter im Interview.  

Was waren die Gründe, nach wenigen Wochen wieder in den Job zurückzukehren?

Na ja, zum einen trage ich neben der „neuen“ Verantwortung für meinen Sohn seit Ende Juli auch eine Verantwortung für meine Mitarbeitenden im Bereich Kraftfahrt. Wir sind insgesamt rund 70 Kolleginnen und Kollegen und standen 2023 vor großen Herausforderungen in Bezug auf das Renewal. Es war klar, dass einige größere Tarifanpassungen umgesetzt werden mussten. Da wollte und konnte ich mich nicht der Verantwortung entziehen. 

Außerdem macht mir mein Job unglaublich viel Spaß. Deshalb habe ich von Anfang an zu meinem Mann gesagt, dass ich mir nicht vorstellen kann, Elternzeit zu nehmen und zumindest ausprobieren möchte, ob der Einklang mit Familie und Beruf funktioniert. Sicherlich ist es nicht immer ganz einfach, allen Beteiligten gerecht zu werden. Aber dank meines sehr verständnisvollen Teams und einer guten Organisation funktionierte mein Plan, sodass ich nach acht Wochen wieder eingestiegen bin. 
 

Wie hat Ihr Vorgesetzter reagiert, was haben die Kollegen gesagt?

Als ich Herrn Hingst von meinem Plan berichtete, war seine Antwort: „Ich habe auch nichts anderes von Ihnen erwartet, Frau Brinkmann. Aber nehmen Sie sich auf jeden Fall die Zeit, die sie brauchen. Wir stehen hinter Ihnen.“ 

Bei meinen Kollegen waren die Reaktionen sehr unterschiedlich. Einige waren natürlich sehr verwundert, dass ich so früh wieder in den Job einsteigen wollte. Sie haben mir attestiert, dass das zwar ein frommer Wunsch meinerseits sei, aber die Realität mit Säugling eine andere ist und ich mich „noch umschauen“ werde. Andere hingegen kennen mich seit einigen Jahren und arbeiten schon sehr lange eng mit mir zusammen. Sie haben positiv reagiert und mir gesagt, dass sie mir das zutrauen und wissen, dass ich mein Vorhaben so umsetzen kann, wie ich mir das vorstelle. 
 

Was bedeutet Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Sie?

Extrem gutes Management! Es gibt jeden Tag unterschiedliche Bedürfnisse von unterschiedlichen Personen: Mitarbeitende, Vorgesetzte, Kunden und natürlich auch die meines Sohnes, der sich gefühlt jeden Tag weiterentwickelt. Es ist extrem wichtig, sich gut zu organisieren und auch fremde Hilfe anzunehmen. Die Großeltern von Jasper sind noch berufstätig und wohnen rund 45 Minuten Fahrzeit weg – mein Schwiegervater ist schon Mitte 70 und fühlt sich mit so einem kleinen Wurm noch nicht so sicher. Aus diesem Grund war für uns schnell klar, dass wir auf externe Unterstützung zurückgreifen müssen – zum einen durch eine enge Freundin der Familie, zum anderen ab Dezember durch eine Tagesmutter. Und bevor die Frage aufkommt: Wenn man sich dafür entscheidet, sich beruflich weiterzuentwickeln und trotzdem auch gerne Mutter ist, kommt man nicht umhin, sich Unterstützung zu suchen. Deswegen ist man vielleicht nicht die „Superheldin“ als Mutter, aber meinem Kind wird es zu keinem Zeitpunkt an irgendetwas mangeln. Man muss sich aber gegenüber einigen Meinungen anderer einfach durchsetzen und für sich und seine Familie den optimalen Weg finden – egal, was einige andere Stimmen meinen.
 

Mütter, die direkt nach der Geburt wieder arbeiten, werden oft stark kritisiert. Wie sind Ihre Erfahrungen und wie gehen Sie damit um? 

Ja, dem ist so und das fängt schon bei den engsten Familienmitgliedern an. Für mich und meinen Mann war es von Anfang klar, dass ich zeitnah wieder arbeiten werde. Wenn ich dann jedoch beispielsweise mit meiner Mutter darüber gesprochen habe, stand immer im Raum, dass es meinem Kind nur gut gehen kann, wenn ich es die ersten ein oder auch zwei Jahre selber betreue. Das ist ja tatsächlich noch so üblich und ich finde es toll, wenn Mütter oder auch Väter das so umsetzen können und wollen. Andererseits wollen viele junge Kolleginnen und Kollegen sich aber auch beruflich weiterentwickeln und stehen dann vor der Herausforderung, sich zu entscheiden: Kind oder Job. Aber dem ist nicht so. Ich würde mir manchmal einfach wünschen, dass mein Modell nicht gleich „abgestraft“ wird, sondern man sich einfach öffnet und erkennt, dass das auch möglich ist. Zum einen, weil wir als Ecclesia hierfür Räume schaffen, und zum anderen, weil dies nicht automatisch damit einhergeht, dass es dem Kind an etwas mangelt. Für mich steht das eine nicht unbedingt im Zwiespalt zu dem anderen. Man kann aus meiner Sicht beruflich erfolgreich und gleichzeitig eine gute Mutter sein. 

Es ist aber tatsächlich in unserem Umfeld nicht immer einfach, dass meine Meinung gehört und nicht gleich mit Kommentaren abgestraft wird. Auch meine Freundinnen, die fast alle kleine Kinder haben, sind, obwohl sie studiert haben und sich weiter entwickeln wollen, mindesten ein Jahr zuhause geblieben. Aber das muss jeder für sich entscheiden: Egal, wie man dazu steht – ich fände es wertschätzend, wenn man mir und meinem Modell auch die Möglichkeit einräumt, dass es funktionieren kann. 
 

Haben Sie Tipps für andere Eltern?

Mit Tipps halte ich mich lieber zurück. Ich habe in den vergangenen Wochen gemerkt, dass jede Situation und jedes Kind sehr unterschiedlich sind und ich selber auch immer „heiß laufe“, wenn man mir gut gemeinte Ratschläge an die Hand gibt. 

Ich kann nur jedem Mitarbeitenden Mut machen, der ähnliche Herausforderungen zu bewältigen hat wie ich. Es lohnt sich, offen mit den Vorgesetzten über dieses Thema zu sprechen. Die Ecclesia als Arbeitgeber macht viel möglich und schafft Möglichkeiten, auch als junge Mutter oder Vater Karrierewege einzuschlagen und bringt, zumindest ist es so bei meinem Team, Verständnis auf, wenn es auch mal schlechte Tage gibt.